Aus Heinz Pantlis Fundus....
Das Nägelitor, ursprünglich wohl nur eine kleine Toröffnung neben einem Mauerturm, war mehr Bastion als Stadttor und stammte in der 1836 abgebrochenen Form wohl aus dem 17. Jahrhundert. In der Bastion hatte die Stadt 1784 zwei Brennöfen für Hafner eingerichtet, da dort der Brennbetrieb relativ feuersicher von statten ging. Vom oberen Graben gelangte man durch das Tor zum Schützenhaus, an Stelle des heutigen Altstadtschulhauses, zu den Gärten vor der Stadt und den Rebbergen am Lindberg.
Neben dem Tor standen an Stelle des heutigen Hauses „zum Warteck“ ein mittelalterlicher Turm, der „Nägelitürliturm“, und ein Kornhaus des Spitals.
Das Kornhaus diente ab 1833 bis 1854 als Gefängnis, bevor dieses in das neu erstellte Bezirksgebäude am Neumarkt (an Stelle des Neubaus des Alterszentrums am Neumarkt) verlegt wurde. In der Folge beschloss die Stadtgemeinde Winterthur 1855 das einstige Kornhaus zu verkaufen. Es dauerte aber zwei Jahre bis sich ein Käufer fand. Jakob Theodor Ziegler-Bühler erwarb schliesslich das Kornhaus, liess es niederreissen und 1857 – 1861 durch das Wohn- und Geschäftshaus „zum Warteck“ ersetzen. Hier hatte die Textilfirma Eduard Bühler-Egg ihren Sitz.
An das Kornhaus, war das Haus „zum Tod“, Oberer Graben 50, angebaut. Auf dieses folgte das Eckhaus gegen das Obertor, Oberer Graben 48. Im 18. Jahrhundert lebt hier bis 1801 die bedeutende Winterthurer Künstlerfamilie Schellenberg. Johann Ulrich Schellenberg (1709 – 1795) hielt im Haus eine kleine Kunstschule, der sowohl sein Sohn Johann Rudolf (1740-1806) wie auch der später international gefragte hoch talentierte Portraitmaler Anton Graff angehörten. 1887 – 1901 war das Haus Privateigentum Bundesrat Louis Forrer. Forrer, FDP, war Mitglied des Bundesrates von 1903 bis 1917 und präsidierte den Rat 1906. 1913 leitete er die erste internationale Konferenz zum Weltnaturschutz und setzte sich für die Schaffung des schweizerischen Nationalparks ein.
Das Nachbarhaus, Oberer Graben 48 wurde 1827 von Johannes Naef erworben und 1842 als Wohn- und Geschäftshaus „zur Weinrebe“ neu erstellt. Naef protestierte zusammen mit zwei Nachbarn gegen den Betrieb des Gefängnisses in unmittelbarer Nachbarschaft. In einer Bittschrift an den Stadtrat verlangten sie die Beseitigung der Gefängniseinrichtung im Kornhaus.
Die „Weinrebe“, im Stil eines klassizistischen Palazzo errichtet, ist ein frühes Beispiel eines grossvolumigen Privatneubaus im Altstadtverband. Die Familie Händlerfamilie Naef liess die ursprüngliche Erdgeschossgestaltung 1937 ein erstes Mal verändern, um grössere Schaufensterflächen zu schaffen. Diese wurden 1963 nochmals vergrössert. Ende der 1977 Jahre wurde das Traditionsgeschäft zum City-Discount umgestaltet. Gegen die Konkurrenz der grossen Lebensmittelketten konnte sich der mittlerweile kleine Laden jedoch nicht halten. Vor wenigen Jahren erfolgt deshalb der Umbau zum vegetarischen Restaurant Tibits.